Josef Haslinger liest aus seinem autobiographischen Roman »Mein Fall«.
»Meine Eltern hatten mich der Gemeinschaft der Patres anvertraut, weil mich dort das Beste, das selbst sie mir nicht geben konnten, erwarten würde. Ich habe sie heimlich oft verflucht, weil sie mich nicht darauf vorbereitet hatten, was dieses Beste sei …«
Als Zehnjähriger wurde Josef Haslinger Schüler des Sängerknabenkonvikts Stift Zwettl. Er war religiös, sogar davon überzeugt, Priester werden zu wollen, er liebte die Kirche. Seine Liebe wurde von den Patres erwidert. Erst von einem, dann von anderen.
Ende Februar 2019 tritt Haslinger vor die Ombudsstelle der Erzdiözese Wien für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Dreimal muss er seine Geschichte vor unterschiedlich besetzten Gremien erzählen. Bis der Protokollant ihn schließlich auffordert, die Geschichte doch bitte selbst aufzuschreiben. Nach der Veröffentlichung seines Werkes haben ihm viele Menschen geschrieben, die eine verborgene Lebenserfahrung in sich tragen und um einen angemessenen sprachlichen Ausdruck ringen. Daraus entstand die Idee einer Werkstatt, der es um die Verschriftlichung solch sensibler Stoffe geht. Die Werkstatt für sensible Stoffe stellt sich die Frage »Wie nah ist hautnah«; gemeint sind damit nicht nur Geschichten über sexuelle Gewalt , sondern alle Art von (autobiographischen) Erinnerungen, die Diskretion verlangen.
Am Rande der Werkstatt liest Josef Haslinger aus »Mein Fall«. Am Montag, den 09. Oktober 20:00 Uhr im Gästehaus, Schünemanns Mühle, Rosenwall 17, Wolfenbüttel.
Eintritt: 5,- € / erm. 3,- € für Schüler und Studierende.
Kein Kartenvorverkauf, freie Platzwahl. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an post[at]bundesakademie.de