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Filmmontage – alles Lüge?
Ein Dokumentarfilm bekennt sich dazu, etwas zu zeigen, was sich tatsächlich
zugetragen hat und somit der Wirklichkeit entsprechen möchte. Ein Spielfilm ist evtl.
durch das wahre Leben inspiriert, aber er will nicht deren Abbild sein, sondern eine
Fiktion. Die Vermischung dieser beiden Prämissen in den zur Zeit stärker
aufkommenden hybriden, essayistischen Formen verlagern diese Abgrenzungen
einmal mehr und werden in Zeiten von Fake-News und alternativen Fakten auch zum
Problem.
Die große Frage nach der sogenannten Wahrheit müssen sich alle filmischen Formate
gefallen lassen. Wir sehen 90 Minuten von schätzungsweise 300 Stunden gedrehtem
Material. Es ist ausgewählt, angeordnet und somit stark verdichtet. Welche Ansprüche
an Authentizität und Wahrheit können wir als Publikum an diese filmischen Formate
überhaupt geltend machen? Wie kommt eine Verabredung zwischen
Filmemacher_innen und Publikum zustande?
Das, was gesagt wird, ist in diesem Fall, das was gezeigt wird, das was also montiert
und damit konstruiert wird. Doch ist es auch das, was gewusst wird?
Wer in den Schneideraum geht, muss sich der manipulativen Macht der unsichtbaren
Kunst - wie die Montage gerne genannt wird - und damit auch der eigenen
Verantwortung bewusst sein. Wie ist meine Haltung zum Material, wie ist meine
Haltung zur Welt? Was bedeutet überhaupt Objektivität im Schneideraum? Welche
montagekünstlerischen Mittel können wir einsetzen um die Konstruiertheit zu
verschleiern oder um die filmischen Mittel transparent zu machen?
Mit zwei Inputs zu den unterschiedlichen Formen des Dokumentarischen und der
möglichen gestalterischen Strategien im Schneideraum, sowie Sichtungen von kurzen
und längeren Formen des Dokumentarischen, gehen wir gut gerüstet in die Praxis.
Wir werden zwei Materialien verwenden und in Teams jeweils eine ganz konkrete
Aufgabe lösen. Die Sichtung und Reflexion der Ergebnisse, mit jeweils unterschiedlichem Auftrag montiert, wird wie immer erhellend sein!
Das Vertiefungsseminar richtet sich in erster Linie an alle ausgebildeten Filmlehrkräfte.
Freie Plätze werden auch an weitere Interessierte vergeben. Bitte bei der Anmeldung
ggf. die Vorerfahrung benennen bzw. den Ausbildungs-Durchgang.
Aufgrund der derzeitigen Situation wird das Seminar online stattfinden.
Die Seminarkosten betragen für Absolvent_innen der Qualifizierungsreihe »Filmbildung in der digitalen Welt« 125 €.
Informationen bei Karin Schüttendiebel (NLQ)
schuettendiebel@nlq.nibis.de