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Biomechanik

Eine künstlerische Denkweise des Körpers


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Die Biomechanik ist ein körperlich-theatrales Ausbildungs- und Spielsystem, das von dem Schauspieler, Regisseur, Theaterleiter und Theoretiker Wsewolod E. Meyerhold in den politisch, sozial, technologisch und künstlerisch turbulenten Zeiten des frühen 20. Jahrhunderts in Russland entwickelt wurde. In diesem gesellschaftspolitischen Umfeld entstand eine neue Künstlergeneration, die mit gängigen Normen und Regeln brach. Meyerhold suchte nach dem "neuen Schauspieler", nach der Magie eines nicht-naturalistischen Theaters und bediente sich dabei u.a. der Commedia dell'arte und des japanischen Kabuki. Nach der Unterdrückung der Biomechanik unter Stalin und ihrem weltweiten Wiederaufblühen seit den späten 1980er Jahren, wird sie heute europaweit von dem belgischen Schauspieler und Biomechanik-Experten Tony De Maeyer gelehrt.

»Form ist das Medium das die Emotionen offenbart«

Formbewusstsein, räumliche Koordination, Körperbeherrschung, Rhythmik und Musikalität, vor allem aber auch Exzentrik und Groteske, also die Suche nach körperlichen Extremzuständen, sind wichtige Merkmale der biomechanischen Spielkultur. Die Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf die Wahrnehmung und poetische Ausdruckskraft des Körpers in Bewegung. Die Biomechanik verleiht ein äußerst breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten, vom expressiv-artifiziellen Stil über einen reduzierten Naturalismus bis hin zu Slapstick und Clownsspiel. Ihr Grundsatz ist, dass jede Bewegung vom gesamten Körper ausgeführt wird.

»Die grundlegende Regel der Biomechanik ist sehr einfach: an jedem Augenblick ist der gesamte Körper beteiligt.« Oder: »Wenn die Nase arbeitet, dann arbeitet der ganze Körper.« (Meyerhold)

Die Biomechanik ist keine »exotische« Technik oder Spielweise, sondern sie fördert ein universelles Verständnis der Organisation des eigenen Materials: Der/die Schauspieler_in bedient sich der Bewegungs-Prinzipien, um die Organisation des Körpers im Raum besser zu verstehen und künstlerisch einzusetzen.

Der Workshop richtet sich an Schauspieler_innen, Tänzer_innen, Regisseur_innen, Tanz- und Theaterpädagog_innen, Lehrer_innen für Darstellendes Spiel, Projektleiter_innen und alle, die nach neuen ästhetischen Impulsen für ihre künstlerische Arbeit suchen. Die Teilnehmer_innen lernen eine Methode kennen, mit der auf faszinierend-körperliche Weise Geschichten erzählt werden können, eine Herangehensweise an theatrale Arbeit, die zu einem intensiven Ausdruck verhilft.

Keine Vorerfahrung in Biomechanik notwendig, eine gewisse körperliche Grundkonstitution und Erfahrung in der Arbeit mit dem eigenen Körper werden jedoch vorausgesetzt.

Bitte bequeme Trainingskleidung und feste Turnschuhe (Sohlen müssen gut abrollbar sein) mitbringen.

Die Teilnahme von Studierenden der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) sowie des Fachbereiches II (Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation) der Universität Hildesheim wird durch die beiden Hochschulen gefördert.

Anerkennung für Studierende des Studienganges Darstellendes Spiel der Leibniz Universität Hannover im Rahmen ihres Studiums möglich.