Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Details

Kritisches Kartographieren

Orientierung im Raum der Darstellungsvielfalt
Das Seminar vermittelt praktische Methoden Kritischer Kartographie für den künstlerischen, aktivistischen, pädagogischen oder sozialdynamischen Kontext.

Kritisches Kartographieren ist eine Methode, die sich mit dem Unsichtbaren einer Landschaft auseinandersetzt – sei es eine tatsächlich geographische Landschaft, eine Körperlandschaft, eine Situation oder auch eine Biographie. Kritische Karten oder Kartographien dienen dazu, für den eigenen Raum einzustehen und sich dessen bewusst zu sein. Kritische Kartographien wollen den Raum sowie die Themen, die in diesem vorherrschen verstehen und aufzeigen. Auf Karten wird somit idealerweise die Vielstimmigkeit eines Raumes sichtbar.
Kritische Kartographie hinterfragt zudem auch die Idee, dass Karten neutrale Abbilder der Wirklichkeit sind. Der Ansatz ergänzt und erweitert die Information und damit die Analyse der Karten als Ausdruck und/oder Produzenten sozialer Wirklichkeiten. Als Haltung zeigt Kritisches Kartographieren, welche Dinge durch An- oder Abwesenheit auf »Karten« Macht haben, bzw. wie die Macher_innen von Karten - alles andere als objektiv – jeweils eine eigene »Held*innengeschichte« erzählen.

Durch kritisches Hinterfragen von Karten und ihrer Entstehung wird Wissen zeitlich und räumlich situiert, dessen Beziehung zu Macht untersucht und Grundlagen des Denkens in Frage gestellt. Ein Beispiel hierfür ist etwa das Berliner kollektiv orangotango, das sich mit kritischer Bildungsarbeit und konkreten sozialen, politischen und künstlerischen Interventionen beschäftigt, die zur Reflexion und Veränderung der bestehenden Verhältnisse beitragen. Ein weiteres Beispiel ist die Arbeit von Philippe Rekacewicz, der sich mit Beziehungen zwischen Kartographie, Kunst, Wissenschaft und Politik auseinandersetzt und etwa Fragen im Zusammenhang mit Migration, Geflüchteten und somit erzwungener Vertreibung von Bevölkerungen und Grenzen aufgreift. Susanne Bosch wiederum generiert als Künstlerin Wissen und Erkenntnisse aus aktiven, dialogischen, konstruktiven und ästhetischen Prozessen. Sei es still oder verbal, deklarativ oder prozedural, implizit oder explizit – künstlerisches Wissen ist für sie wesentlich »embodied knowledge«, d.h. gefühltes, oft sinnliches und körperliches Wissen, dass gleichberechtigt neben dem verbalen, deklarativen oder prozeduralen steht. Kritische Kartographie verwendet sie in ihrer Arbeit oft, da die Methode dieses Wissen so gut in die Welt bringt und abbildet.

Im 2-tägigen Workshop erproben wir Ansätze, mit denen »wichtiges Wissen« sichtbar gemacht bzw. im Körper identifiziert werden kann. Diese werden gemeinsam befragt, erzählt und erforscht. Das damit verbundene Bewusst-Machen durch Sichtbarmachung ist mit der Möglichkeit verbunden, Phänomene und Entscheidungen anders wahrzunehmen. Zahlreiche praktische Arbeiten in dieser Art von Kartographie sind Karten von Menschen für Menschen, d.h. sie bilden gelebte Realitäten ab. So stellt die Gruppe Forensic Architecture u.a. Umweltrassismus in den USA auf einer animierten Karte dar.

Vermittelt werden neben einer Übersicht über die Geschichte gegenwärtige Ansätze des Kartographierens und Mappings mit Beispielen auch aus digitalen Abbildungsformaten und deren Anwendung im individuellen sowie gesellschaftlichen Kontexten. Konkret wird Kritisches Kartographieren als künstlerische Methode auf eigene Inhalte angewandt, um vertiefend über die Darstellung und Darstellbarkeit unserer Verortung nachzudenken und zu diskutieren.

Das Seminar richtet sich an alle Interessierten aus künstlerischen, vermittelnden und aktivistischen Kontexten. Studierende sind ebenso willkommen wie Kolleg_innen aus Kunstschulen.

Ähnliche Veranstaltungen