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Zeichnung: experimentell
Die gezeichnete Linie ist immer die Spur der Bewegung der Hand – Sehen ein visuelles Tasten. So betrachtet hat Zeichnung zunächst nichts mit Können zu tun. Vielmehr ist jede gezeichnete eine gelebte Linie, handgemacht und körperverbunden. Die Linie wird zur individuellen Spur und entwickelt ihr ästhetisches Eigenleben. Den eigenen Strich zu finden, ist aber nicht trennbar von dem Medium, mit dem gezeichnet wird. So kann ein neues Zeichenmedium die Linie und das eigene Tun bereichern und erweitern: Es kann sich stimmig anfühlen, mit Silberstift eine zarte, aber präzise Linie zu setzen, nicht aufdringlich, eher leise, aber definierend und ohne Korrekturmöglichkeit. Mit einem Graphitblock lassen sich ganz andere Linien erzeugen, expressiver, vielleicht auch spontaner, lauter. Das Medium wirkt sich auf den Zeichenprozess, das Erleben und den Ausdruck aus.
Das Seminar experimentiert mit Zeichenmaterial und -untergrund, deren Präparierung etwa bei Silberstiftzeichnungen Teil des Prozesses ist und den Ausdruck maßgeblich mitbestimmt. In diesem Kurs geht es nicht um exaktes, naturalistisches Reproduzieren von Gesehenem, auch wenn es visuelle Vorbilder geben kann. Im Fokus stehen vielmehr Wahrnehmungsqualitäten, der individuelle Ausdruck sowie die Suche der eigenen Linie im Medium Zeichnung.