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Doing Archive

Das Sammeln als künstlerische Praxis
Welche Geschichten können Bild- und Foto-Sammlungen erzählen? Was erscheint durch sie bedeutsam, bewahrenswert und erinnerungswürdig? Und wie können Archive und Bildkonvolute zum Ausgangspunkt und Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung werden?

Bilddatenbanken, Clouds, Archive und Ordnungssysteme – vor dem Hintergrund von Big Data und wachsenden Bildermengen, gewinnen Praktiken des Sammelns und Ordnens, des Archivierens und Präsentierens an Bedeutung. Auch im Feld der zeitgenössischen Kunst ist der Umgang mit Sammlungen und Archiven, etwa im Bereich der Fotografie, eine lebendige Praxis, die eng mit dem Gedächtnis und Praktiken des Erinnerns verbunden ist. Künstler_innen wie beispielsweise Arwed Messmer oder Jens Klein, recherchieren in existierenden Archiven oder machen gefundene Artefakte zum Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. Andere, wie Hagar Cygler, erstellen – beispielsweise aufgrund fehlender Institutionen – eigene Archive. Tatiane Lecomte beschäftigt sich in ihrer Arbeit »Anschluss« mit dem Akt der Bildproduktion und der Einordnung des entstandenen Materials und betrachtet Geschichte und die Geschichtsschreibung dabei als Konstruktion. Und zunehmend widmen sich Künstler_innen subjektiven Zugängen zu Archiven und entwickeln teils fiktionale Herangehensweisen, wie etwa die Atlas Group, die Fragen von Identität, Erinnerungskulturen und Geschichtsschreibung thematisieren.

Sammlungen und Archive bezeugen darüber hinaus immer auch ihre eigene Entstehungsgeschichte und -bedingungen, sei es die des Sammlers/der Sammlerin, der musealen Institutionen oder aber die Geschichte von Gemeinschaften und Identitäten. Sie folgen/sind geprägt von/ (unsichtbaren) Regeln, Logiken sowie politischen und privaten Interessen. Gerade in öffentlichen Archiven werden so politische Perspektiven (re-)konstruiert und geformt, um Strukturen und Inhalte für die Vermittlung von Geschichte bereitzustellen.

Ausgehend von diesen Fragestellungen beschäftigt sich das künstlerisch-praktische Seminar mit privaten und öffentlichen (Bild-)Sammlungen und Archiven. Am Beispiel künstlerischer Strategien werden Aspekte wie Vielschichtigkeit, Geschichtlichkeit bis hin zu politischen Interessen und Hintergründen, die in diese eingeschrieben sind, herausarbeitet. Im Seminar entstehen ausgehend von den mitgebrachten Bildsammlungen der Teilnehmenden, künstlerische Ansätze im Umgang mit Archiven. Ob biografisches Fotomaterial, interessensgeleitete Sammlungen von Eigenem oder Gefundenem – thematisch können die nur wenige Bilder bis hin zu umfangreichem Material umfassenden Sammlungen beispielsweise die DDR, die BRD, Familienbilder im Kontext des Zweiten Weltkriegs und NS oder Migrationsgeschichte(n) aufgreifen.

Das Seminar richtet sich an alle, die sich in ihrer künstlerischen und vermittelnden Arbeit, im Studium oder kunstpädagogischer Praxis bereits mit der Thematik von Bildsammlungen und Bildarchiven auseinandergesetzt haben oder Impulse hierzu suchen.