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Buch und Experiment: Leerstellen
Es gibt Dinge, die wir weder sehen noch richtig benennen können: das Unwägbare, Mitschwingende, das sich im Hintergrund Befindliche oder die Geschichte hinter etwas.
Das, was (noch oder scheinbar) nicht ist, lohnt einen besonderen Blick: Bei John Cage ist die Stille zwischen den Tönen genauso wichtig wie der Klang. Wie viele andere Bildhauer hat z.B. Henry Moore bei seinen Figuren den leeren Raum zwischen den Einzelelementen mitgedacht. In der Grafik wird die Leere gebraucht, um Linien zum Sprechen zu bringen.
Sich mit diesen Freiräumen zu beschäftigen, mit Hintergründen, dem Unausgesprochenem, nicht Gezeigtem ist ein inspirierender Ansatz für die Auseinandersetzung mit Buchkunst. Das Medium Künstlerbücher ermöglicht andere, experimentellere Umgangsformen mit einem Thema als klassische bildnerische Medien. Und dennoch können Malerei, Grafik, Kalligrafie, Fotografie und sogar skulpturale Techniken im Buchmachen zusammenkommen. Beim Blättern öffnen sich Seiten, die gleichzeitig andere verdecken. Es ist nicht alles auf einmal zu sehen und gehört aber dennoch zusammen.
Das Medium (Künstler-)Buch bietet unzählige Möglichkeiten für die Darstellung von Unsagbarem, wie schon Lawrence Sterne Mitte des 18. Jahrhunderts in seinem Roman »Tristram Shandy« als Ausdrucksform für sprachlose Trauer eine geschwärzte Seite zwischen die Textseiten einfügte.
Der Werkstattkurs setzt keine Vorkenntnisse im Buchbinden voraus, vermittelt Wissenswertes zu Künstlerbüchern und Bindeformen und begleitet die individuell entstehenden Projekte zum Thema. Ergänzend ist ein Besuch in der Malerbuchsammlung der benachbarten Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel geplant, die eine der größten Künsterbuchsammlungen Europas beheimatet und im Rahmen des Seminars exklusive Einblicke gewährt.
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