Kulturelle Bildung und Teilhabe in Kulturinstitutionen
Ein Programm zur Optimierung der Kulturellen Bildung und Teilhabe in Kulturinstitutionen
Die kulturpolitische Bedeutung und Ziel des Projekts
Das Konzept der »Vor-Ort-Beratung« liefert einen Beitrag zur bundesweiten Qualitätsentwicklung in der Vermittlungsarbeit von Kulturinstitutionen und ist darauf ausgerichtet, Strukturen kultureller Teilhabe zu stärken. Ziel der Vor-Ort-Beratung ist es, in den BKM-geförderten Kultureinrichtungen die Praxis der kulturellen Vermittlung über eine für die Einrichtungen kostenlose kollegiale Beratung zu analysieren und mit dem Team der Einrichtung zusammen zu optimieren.
Die Trägerschaft und Durchführung liegt bei der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel, die auch für die Auswahl und Begleitung der Beraterteams zuständig ist. Seit 2012 konnten bislang knapp 30 BKM-geförderte Einrichtungen erfolgreich beraten und in ihrer Vermittlungsarbeit gestärkt werden. Die Vor-Ort-Beratung ist ein kulturpolitischer Beitrag für mehr kulturelle Teilhabe in den vom Bund geförderten Kulturinstitutionen.
Wer kann teilnehmen?
Alle vom Bund geförderten Institutionen mit dem Aufgabenbereich Kultur und Kulturelle Bildung.
Was ist das Prinzip der »Vor-Ort-Beratung«?
Als Instrument für die Optimierung wurde gemeinsam mit der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel das Konzept der »Vor-Ort-Beratung« entwickelt. Ziel dabei ist es, den Kultureinrichtungen einen partnerschaftlichen Prozess der kollegialen Beratung zu ermöglichen, der sie dabei unterstützt, ihre Vermittlungsarbeit im Bereich der kulturellen Bildung zu verbessern und weiterzuentwickeln, um langfristig mehr kulturelle Teilhabe und barrierearme Zugänge zu ermöglichen.
Die daran beteiligten Berater_innen sind ausgewiesene Fachpersonen aus der kulturellen Bildung und angrenzenden Bereichen und verfügen sowohl über theoretische Expertisen als auch über umfangreiche praktische Hintergründe. Die Berater-Teams setzen sich in der Regel aus zwei Expert_innen zusammen, die anhand ihrer Qualifikation und der jeweiligen Fragestellung der Institution ausgewählt werden. Gemeinsam und gleichberechtigt erarbeiten das Expertenteam und die Vertreter_innen der jeweiligen Kultureinrichtung Lösungsansätze für deren aktuelle Anliegen und zukünftige Herausforderungen.
Welchen Fragen kann sich ein »Vor-Ort-Beratungsteam« beispielsweise widmen?
- „Wir möchten, dass Besucher unser Haus möglichst regelmäßig besuchen. Insbesondere sollen sich Familien stärker angesprochen fühlen. Was können wir tun?“
- „Wir wollen museumspädagogische Kompetenzen bereits in der ersten Planung unserer Ausstellungskonzeption einbeziehen. Wie ist dabei die Zusammenarbeit zwischen Museum und Gestaltern am effektivsten?“
- „Wir wollen mit neuen Programmen mehr Menschen mit Migrationshintergrund gewinnen. Welche Konzeptionen sind für uns erfolgversprechend?“
- „Wir wollen die Qualität unserer Vermittlungsangebote verbessern. Wie entwickeln wir das geeignete Personal für diese Aufgabe und wie kann die Infrastruktur des Hauses dem angepasst werden?“
- „Wie können wir auch touristischen Kurzbesuchern ein qualitativ hochwertiges Vermittlungsangebot unterbreiten?“
- „Welche Instrumentarien können wir für mehr Besucherorientierung nutzen?“
- „Wie lässt sich die Bildungsarbeit effektiver mit anderen Arbeitsbereichen der Institution verzahnen?“
- „Welche inklusiven Zugänge sind in unserem Haus möglich, was ist realisierbar?“
- „Inwieweit kann Partizipation ein Thema sein für unsere Arbeit mit dem Publikum?“
- „Wie lassen sich Inklusion und Diversität als Strukturelemente sowohl innerhalb der Organisation als auch als Bildungsziel erreichen?“
- „Bildung für nachhaltige Entwicklung: Welche Konzepte sind für unsere Institution möglich, welche sinnvoll und umsetzbar?“
- […]
Wie verläuft die Beratung?
Vorlauf
Die an einer Vor-Ort-Beratung interessierten Institutionen werden in einem Auswahlverfahren bestimmt. Die Auswahl erfolgt durch den Träger der Maßnahme und in Abstimmung mit dem Referat K 52 »Kulturelle Bildung; Integration; Kultur in den Regionen und ländlichen Räumen« bei der BKM. Insgesamt können im Zeitraum 2022 bis 2024 fünf Institutionen beraten werden. Alle anfallenden Kosten der Vor-Ort-Beratung trägt die BKM.
Phase I: Vorbereitung
Dauer: Zwei bis vier Wochen
Anmeldung, Registrierung und Auswahl der Berater-Teams
Es erfolgt zunächst eine schriftliche Anmeldung zur Teilnahme an diesem Projekt. Um eine präzise Zuordnung der Berater_innen zu ermöglichen, werden die im Vorlauf erhobenen Details zur Ist-Situation der Institution und zur Zielstellung der Beratung genutzt.
Vermittlung der Berater_innen und Kontaktaufnahme
Die Bundesakademie koordiniert in Absprache mit der jeweiligen Institution Vorschläge für ein adäquates Vor-Ort-Berater-Team. Anschließend beginnt die Kontaktaufnahme der Vor-Ort-Berater_innen mit den verantwortlichen Personen in der jeweiligen Institution.
Entwurf eines Arbeitsplans
Hier erfolgt die Absprache zwischen Berater_innen und den zu Beratenden über das konkrete Vorgehen im Prozess. Dabei werden folgende Fragen geklärt: Welche inhaltlichen, zeitlichen und organisatorischen Bedingungen sind für die Beratung notwendig bzw. vorhanden? Welche Leitungskräfte und Mitarbeiter_innen der Kultureinrichtung müssen zu welchem Zeitpunkt zwingend eingebunden werden? Im Anschluss daran erfolgt eine detaillierte Feinplanung auf Basis der formulierten Bedürfnisse zwischen Vor-Ort-Beratern und den für die Kultureinrichtung verantwortlichen Mitarbeiter_innen.
Phase II: Durchführung
Dauer: Zwei bis sieben Monate
Dialog und Analyse
In dieser Phase erfolgt die Analyse der Ist-Situation (Voraussetzungen, Ressourcen, Programme, Konzepte, Arbeitsprozesse) durch Gespräche zwischen dem Vor-Ort-Berater-Team, Leitungskräften und verantwortlichen Mitarbeiter_innen, ergänzt durch Beobachtungen und Recherchen zu Organisationsverhalten und institutionellen Routinen.
Anschließend erfolgt die Festlegung der Zielstellung sowie der Entwurf und die Strukturierung der möglichen Vorgehensweisen. Dieser Prozess und die Ergebnisse der Überlegungen und Feststellungen werden durch die Vor-Ort-Berater_innen dokumentiert und mit den Leitungskräften und Mitarbeiter_innen der Einrichtung abgestimmt.
Entwurf Konzeptansatz
Berater_innen und Institution entwickeln aus der abgestimmten Dokumentation der ersten Phase Strategien, um die Ziele umzusetzen. Dazu werden Maßnahmen geplant, die auf die Situation vor Ort abgestimmt sind, d.h. sie sind zeitlich, finanziell und personell realisierbar, inhaltlich sinnvoll und auf nachhaltige Wirkung ausgelegt. In dieser Etappe erfolgt ebenfalls die Sondierung örtlicher oder überregionaler Netzwerke, die als fachliche Partner und Begleiter auch in Zukunft eingebunden sind und noch eingebunden werden können.
Empfehlungen und Maßnahmenplan
Aus der Analyse und dem Entwurf entwickelt das Beraterteam zusammen mit der Institution einen Maßnahmenplan für die im Beratungsprozess erarbeiteten Strategien. Dieser Plan hat keinen verbindlichen, sondern empfehlenden Charakter und kennzeichnet sich durch die Offenheit der Handlungsmöglichkeiten und deren Realisierung durch die Institution.
Phase III: Dokumentation und Nachbearbeitung
Dauer: drei Wochen (bzw. ein Jahr für das Follow-up)
Darstellung des Beratungsverlaufs, Ergebnisse der Analyse und Empfehlungen zur Realisierung; Follow-up
Abschließend erstellt das Beraterteam die Dokumentation. Darin enthalten ist eine Darstellung des Beratungsverlaufs, alle relevanten Ergebnisse der Analyse und die gemeinsam mit der Institution erarbeiten Empfehlungen (Maßnahmeplan).
Die Abschlussdokumentation wird der Kultureinrichtung in schriftlicher Form übergeben und bei Bedarf mit einer persönlichen Präsentation ergänzt, die zu einem abschließenden Meinungsaustausch genutzt werden kann.
Im Zeitraum von sechs bis neun Monaten besuchen die Expert_innen die Einrichtung, um gemeinsam nachträgliche Fragen zu klären und ggf. Nachjustierungen vorzunehmen.
Die Einrichtung hat auf dieser Grundlage die Möglichkeit und unmittelbar im Anschluss an die Beratung über weitere Anträge im Förderprogramm »Kulturelle Teilhabe« die Umsetzung der Empfehlungen voranzutreiben.
Siehe dazu Staatsministerin für Kultur und Medien: «Kulturelle Teilhabe: Modellprojekte» und «Leuchtturmprojekte Kulturelle Vermittlung».
Teilnehmende Institutionen 2012 – 2018*:
- Akademie der Künste, Berlin
- Haus der Kulturen der Welt, Berlin
- Alliierten Museum, Berlin
- Deutsches Historisches Museum, Berlin
- Kunst- und Ausstellungshalle der BRD, Bonn
- Museum für Sepulkralkultur, Kassel
- Deutsches Filminstitut, Frankfurt/Main
- Bundesarchiv, Koblenz
- Preußische Schlösser und Gärten, Potsdam
- Fürst‐Pückler‐Park, Bad Muskau
- Luthergedenkstätten, Wittenberg
- Luthergedenkstätten, Eisleben
- Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg
- Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, Stuttgart
- Freies Deutsches Hochstift/Goethe‐Museum, Frankfurt/Main
- Tolstoi-Bibliothek und Kulturwerk, München
- Deutsche Nationalbibliothek/Buch- und Schriftmuseum, Leipzig
- Deutsches Exilarchiv 1933 - 1945, Frankfurt/Main
- Franckesche Stiftungen zu Halle
- Ostpreußisches Landesmuseum, Lüneburg
- Kulturzentrum Ostpreußen, Ellingen
- Donauschwäbisches Zentralmuseum, Ulm
- Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Berlin
- Westpreußisches Landemuseum, Warendorf
- Martin-Opitz-Bibliothek, Herne
- Helmut Schmidt Stiftung, Hamburg
- Fürst-Pückler-Museum, Schloss Branitz, Cottbus
- Schlesisches Museum, Görlitz
* Aufgrund der Covid 19-Pandemie konnten in den Jahren 2019 und 2021 keine Beratungen erfolgen.
Die Fortführung der Vor-Ort-Beratung ist geplant, über die nächste Möglichkeit zur Teilnahme an diesem Programm informieren Sie sich bitte bei dem Projektleiter.
Projektleitung im Auftrag der BKM
Bundesakademie für kulturelle Bildung e.V.
Schloss Wolfenbüttel
38304 Wolfenbüttel
www.bundesakademie.de/