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Occupy Kultur!

Der Kunst- und Kulturbetrieb in Deutschland ist nicht für alle gleichermaßen zugänglich. Vor diesem Hintergrund hat die Bundesakademie gemeinsam mit der Braunschweigischen Stiftung und der Stiftung Zukunftsfonds Asse ein einjähriges Mentoringprogramm für Berufs-, Quer- oder Wiedereinsteiger_innen in den Kunst- und Kulturbereich initiiert. Ein Interview mit Friederike Bennebroek, die kurz vor dem Ende ihres Mentoring Prozesses steht.

Frau Bennebroek, warum haben Sie sich für unser Mentoring Projekt beworben?
Der Gedanke, mich wieder stärker in eine künstlerische Richtung zu bewegen, hat mich schon des längeren bewegt. Es stellt sich irgendwann innerlich die Frage, welche Ausrichtung einen antreibt, vielleicht auch, was man als sinnstiftend ansieht.
In der Vergangenheit hatte ich mich im Spannungsfeld der verschiedenen Künste (Gesang, Bildende Kunst und Musiktheater) bewegt und diese Praxiserfahrungen als »künstlerische Allrounderin« in meine pädagogische Arbeit als Lehrerin, im Bereich künstlerischer Schulprojekte und konzeptioneller Arbeit einfließen lassen können. Zwar hatte ich meine beruflichen Schwerpunkte in den letzten Jahren im begabungspädagogischen und neuropädagogischen Bereich gesetzt, aber »die Künste« haben mich innerlich nie losgelassen.
Als ich im letzten Jahr von der ersten Ausschreibung des Programms gelesen hatte, dachte ich unmittelbar: »Das passt, das könnte was für mich sein.« Und zum Glück hat es auch mit der Bewerbung geklappt.

Jetzt ist das Jahr fast vorbei. Können Sie schon ein erstes Resümee ziehen?
Ja, durchaus - und das ist ausgesprochen positiv.
Das Mentoringprogramm gliedert sich ja in mehrere Treffen mit de_m persönliche_n Mentor_in, ein oder mehrere Fortbildungsgutscheine(n) für Seminare an der Akademie und der Austauschmöglichkeit mit den anderen Mentees. Mir scheint, dass das Zusammenwirken der verschiedenen Bausteine als Dialog, Begleitung und Anregung den Kern des Erfolges ausmacht.
Betrachtet man diese einzeln, so spielt bezüglich des Dialogs der Austausch mit meiner Mentorin, den anderen Mentees und den Gesprächspartner_innen an der Akademie eine wichtige Rolle. Ich bin selten auf solch eine Offenheit und Dialogbereitschaft wie in diesem Kontext gestoßen. Die Betreuung durch meine Mentorin empfand ich während des gesamten Prozesses als besonders unterstützend, da sie mich mit Weitsicht hochprofessionell begleitet hat.
Über die Möglichkeit, im Rahmen des Programms Kurse der Bundesakademie zu belegen, wurde ich angeregt, mich mit neuen Inhalten und Formen auseinanderzusetzen. So habe ich bei bei Odine Lang ein Seminar zu »Künstlerbüchern« belegt und habe mich bei Sophia Pompéry in die künstlerische Ausleuchtung physikalischer Phänomene begeben.
Dieses Verlassen der eigenen Komfortzone empfand ich als ausgesprochen bereichernd und persönlich weiterführend. Die Inhalte haben und werden auch weiterhin den Unterricht mit meinen Schülerinnen und Schülern anreichern. Aber auch für mein eigenes Tun habe ich relevante Impulse erhalten, die ich fortführen werde.
Insgesamt sehe ich, dass ich in dem Mentoring meine eigenen Schwerpunkte, Leidenschaften und Fähigkeiten reflektieren und fokussieren konnte. Es wurde eine Entwicklung in Gang gesetzt, die mich einerseits wieder zurück in den künstlerischen Bereich gebracht, aber auch Neues angestoßen hat.

Was haben Sie im Laufe des Prozesses verändert?
Ich konnte gezielt meine bisherige berufliche Situation reflektieren und diese ändern. So habe ich meine Schule gewechselt und bin jetzt an einer Schule, die an dem Programm »Schule:Kultur!« teilnimmt. Dies freut mich sehr, da hierüber eine andere pädagogische Ausrichtung, auch hinsichtlich von Schulentwicklungsgprozessen gegeben ist. Nun habe ich stärker den Bereich der kulturellen Bildung zur fachlichen Auseinandersetzung ins Auge gefasst und überlege, diese mit Inhalten meines Zweitstudiums der Neurowissenschaften zu verbinden. Obgleich diese kurzfristig zu beobachtenden Veränderungen schon sichtbar sind, scheint es mir, dass das Anstoßen einer Entwicklung langfristig eventuell noch relevanter ist. Ich bin freudig gespannt, was sich zukünftig erschließen wird.

Das Programm richtet sich ja an Menschen, die bisher im Kulturbereich nicht so sichtbar sind bzw. die den Einstieg bisher nicht umgesetzt haben. Wo waren für Sie persönlich die Hindernisse bzw. wo sehen Sie generell »Zugangsbarrieren«?
Mir scheint, dass es schwierig ist, das generell festzulegen.
Es scheinen zum Teil individuelle, vielfältige Aspekte zu sein, die Einstiege verzögern lassen, auch verhindern, zum Teil gibt es natürlich strukturelle Barrieren. Ich persönlich wollte mir, aus einer Künstlerfamilie kommend, damals eine andere Basis aufbauen und hatte mich deshalb beruflich recht breit aufgestellt. Nun findet für mich eine Fokussierung statt.
Für alle hilfreich sind sicherlich gute Netzwerke und Gesprächspartner_innen, um die persönlichen oder auch spartenspezifischen Aspekte zu identifizieren. Und ich denke, da man sich in einem anderen Bereich bewegt oder bewegt hat, bringt man ja auch gerade andere Kompetenzen und Erfahrungen mit, die beim Einstieg unterstützen können. Auf alle Fälle bin ich sehr, sehr froh darüber, als Mentee in dem Programm »Occupy Kultur!« teilgenommen zu haben und bei diesem Prozess begeleitet worden zu sein.

 

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