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3 Fragen an Stephan Porombka

Er ist Professor, aber keineswegs professoral im herkömmlichen Sinne. Wer Stephan Porombka in Vorlesungen oder Seminaren erlebt, der weiß: Da brennt jemand für Literatur, da hat jemand Spaß – ja, Spaß! – daran, neue Vermittlungs- und Schreibformen auszuprobieren, sich mit Studenten zu verbünden, alles Mögliche zu veröffentlichen und anzuregen, um andere mit dem Schreibvirus zu infizieren. Seit 2003 ist er an der Universität Hildesheim einer der zentralen Köpfe am Studiengang Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Am Rande des Seminars „Schreiben unter Strom“ stellte ihm Olaf Kutzmutz drei Fragen.

 

Welche Netzseite sollten sich Autoren unbedingt ansehen?

Die Seite von Maria Popova (www.brainpickings.org). In ihrem Blog berichtet Popova über literarische, künstlerische Kreativität, und das auf eine kurze, sehr unprätentiöse Art. Ihre neuen Einträge annonciert sie via Twitter, übrigens ein Medium, das jeder Schreiber nutzen sollte. Es ist schnell und unglaublich informativ. Zu meinen Themen „Netz“, „Literatur“, „Zukunft der Literatur“ und „Veränderungen im Literaturbetrieb“ sind dort viele Leute unterwegs, die sammeln und recherchieren. Sie sind so etwas wie Scouts für mich – und umgekehrt bin ich Scout für sie.

 

Wann und warum kam „Labor omnia vincit“ auf Deinen Arm?

Das habe ich mir im November 2011 stechen lassen. Es ist ein Exlibris von Auguste Forel, einem Schweizer Psychiater und Ameisenforscher. Forel hat das Zitat aus Vergils „Georgica“, wo ein Zeitalter beschworen wird, in dem der Mensch der Schicksalsmacht der Götter entkommt und sich sein eigenes Leben erarbeiten muss. Das ist also ein Emanzipationsvers. Zu dem Vergil-Zitat hat Forel dann eine Ameise als klassisches Arbeitstier gesetzt und einen Stempel draus gemacht, der in jedem seiner Bücher zu finden ist. So hat er jedes Buch in eine kleine Ameise verwandelt, die in einem riesigen Bau arbeitet. Und ich gehöre jetzt dazu. Denn: Was Forel mit seinem Exlibris gemacht hat, ist für mich eine Netz- und Autorenmetapher schlechthin. Wir glauben, wir schreiben unser Buch, aber nein, wir schreiben an dieser großen einzigen Ameisenbaubibliothek, die unsere Kultur ist.

 

Was machst Du auf den regelmäßigen Zugfahrten zwischen Berlin und Hildesheim?

Ich schlafe sehr viel, und weil ich keinen Netzempfang habe, leide ich natürlich. In dieser Zeit lege ich das Smartphone beiseite, lese Seminararbeiten oder höre Musik. Wenn ich nach Hildesheim fahre, freue ich mich auf meine Studenten, und wenn ich nach Berlin fahre, freue ich mich auf meine Tochter.

 

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