Als erste Organisation in Wolfenbüttel und erste Kultureinrichtung im Großraum Braunschweig strebt die Bundesakademie bis Dezember 2023 eine Gemeinwohlökonomie-Zertifizierung an. Damit richtet sie ihr Handeln konsequent an den Grundwerten Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit, Solidarität und Gerechtigkeit sowie Mitbestimmung und Transparenz aus.
Schon seit längerer Zeit rücken kulturelle Organisationen in den Fokus der Nachhaltigkeitsdebatte. Dies zeigen z.B. die Kartoffelbrei-Angriffe auf Gemälde in Museen, mit denen Klimaaktivist_innen auf den Ressourcenverbrauch aufmerksam machen wollen. Aber auch in den Einrichtungen selbst machen sich immer mehr Menschen Gedanken, wie der Kunst- und Kulturbetrieb zu einer nachhaltigen Lebensweise für jeden Einzelnen beitragen kann – und dies nicht nur aus ökologischer, sondern auch sozialer und ökonomischer Perspektive.
Die Bundesakademie lässt diesen Gedanken Taten folgen: Ende 2022 war der Auftakt für die Gemeinwohlökonomie (GWÖ) Zertifizierung. Die GWÖ ist ein innovatives, nachhaltiges Wirtschaftsmodell mit dem Ziel einer ethischen Wirtschaftskultur. Als Alternative zum gegenwärtigen Wirtschaftsverständnis baut sie auf den Werten Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz auf. Dahinter steht die Überzeugung, dass die drängenden Herausforderungen unserer Zeit – von der Ressourcenknappheit über die Klimakrise, vom Verlust der Artenvielfalt bis hin zur größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich – Folgen des Kapitalismus sind und nur ganzheitlich und systemisch zu lösen sind.
Die Zahlen
Die GWÖ ist eine weltweite Bewegung mit über 1000 bilanzierten Unternehmen und anderen Organisationen in 35 Ländern. In Deutschland sind bisher 684 Firmen zertifiziert davon ca. 12 im Bereich Kunst, Kultur und Unterhaltung. Nimmt man den Bildungsbereiche mit Schulen und (Fach)-Hochschulen dazu, sind es rund 40. Im Großraum Braunschweig gibt es nur ein zertifiziertes Ingenieurbüro, in Wolfenbüttel bisher kein zertifiziertes Unternehmen. Als Kultureinrichtung ist die Bundesakademie Vorreiterin.
Hier gibt es einen Überblick über alle bisher erstellten Bilanzen.
Was wird konkret gemacht?
Die Zertifizierung erfolgt auf der Basis von erprobten Tools der GWÖ: Die Gemeinwohl-Matrix, die Gemeinwohl-Bilanz, das Gemeinwohl-Produkt und der Gemeinwohl-Bericht.
Ein Beispiel aus der GWÖ-Matrix macht die Arbeitsweise deutlich. Die Gemeinwohl-Matrix besteht aus 20 Themen, eines davon sind die Lieferanten. Jetzt wird konkret geprüft, wie die Menschenwürde der Zuliefererkette aussieht, wie solidarisch und gerecht sie ist, wie ökologisch und wie transparent. So wird die komplette Akademie durchleuchtet. Am Ende steht die Gemeinwohl-Bilanz, die in einem konkreten Zahlenwert zeigt, wie nachhaltig die Bundesakademie arbeitet und wo Raum für Verbesserungen besteht.
Begleitet wird die ba• dabei von Astrid Hilmer und Gerd Lauermann, die als externe Berater_innen zur Seite stehen. Sie arbeiten über einen Zeitraum von rund zehn Monaten und sechs Workshops mit allen Beschäftigten der Akademie am GWÖ-Prozess.
Die federführende Ideengeberin ist die Direktorin der Akademie Prof. Dr. Vanessa Reinwand-Weiss, die bereits 2022 eine Weiterbildung zur Transformationsmanagerin beim Aktionsnetzwerk für Nachhaltigkeit abgeschlossen hat: »Unser Ziel ist es zu zeigen, dass auch im Kultur- und Bildungsbereich ein alternatives Wirtschaften möglich ist und uns selbst als Individuen, aber auch als Institution zu entwickeln. Eine andere Zukunft zu gestalten gelingt nur in kleinen, aber kontinuierlichen Schritten. Wir wollen als ohnehin bereits gemeinnütziger Verein einen Beitrag leisten und glauben daran, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen soll und nicht umgekehrt«.