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»Where love is illegal«

Seit 2006 fördert die Gesellschaft für Humanistische Fotografie (GfHF) Autor_innenfotografie, die sich mit gesellschaftlich relevanten und politischen Themen auseinandersetzt. Sie bietet Workshops und Projekte im Bereich der Fotografievermittlung an, die sich u. a. mit Bild- und Medienwelten zur Globalen Gerechtigkeit und der Nachhaltigen Entwicklung beschäftigen.

Im eigenen Ausstellungsraum f³ – freiraum für fotografie, 2017 in Berlin eröffnet, zeigt die Gründerin der Gesellschaft und künstlerische Leiterin Katharina Mouratidi aktuell die Ausstellung »Where Love is illegal« des international ausgezeichneten Fotografen Robin Hammond. Er reiste mehrere Jahre durch Länder, in denen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität nicht der Norm entsprechen und strafrechtlich verfolgt werden. Entstanden sind so hunderte Porträts von Menschen, die – offen oder im Geheimen – ihre Identität täglich neu verteidigen müssen, oft unter Gefahr für Leib und Leben. Die Fotografien sind keine Porträts im herkömmlichen Sinne: Sie sind in enger Kooperation zwischen den Abgebildeten und dem Fotografen entstanden. Aufgenommen hat Robin Hammond seine eindrücklichen Porträts auf Polaroid-Film, der ihnen eine eigene, fast surreale und traumhafte Bildästhetik verleiht.

Mit Robin Hammond zeigt die Gesellschaft für Humanistische Fotografie eine weitere kritische Position, die ein gesellschaftlich virulentes Thema aufgreift. Der Dokumentarfotograf ist Mitglied der Amsterdamer Agentur NOOR und Gründer der Organisation Witness Change, die sich gegen Menschenrechtsverletzungen weltweit einsetzt. Seine Langzeitprojekte wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem W. Eugene Smith Fund for Humanistic Photography, mit dem World Press Foto Award und mehrfach mit dem Amnesty International Award for Human Rights Journalism. Die Ausstellung ist noch bis zum 3. September zu sehen und wird durch ein Begleitprogramm bereichert. Nähere Informationen zur Gesellschaft für Humanistische Fotografie und zur Galerie f³ unter www.gfhf.eu/, www.fhochdrei.org und Facebook und Instagram: # fhochdrei.

Seit kurzem ist die Gesellschaft für Humanistische Fotografie Kooperationspartner der Bundesakademie. Sarah Kuschel, die neue Leiterin des Programmbereichs Bildende Kunst, plant zurzeit gemeinsam mit der GfHF eine Veranstaltung im Herbst 2019, die sich mit den Potenzialen des Mediums Fotografie in einer diverser werdenden Gesellschaft beschäftigt. Das geplante Fachtreffen soll an Fotografieprojekte mit jungen Erwachsenen mit und ohne Fluchterfahrung anknüpfen, wie sie die GfHF seit vielen Jahren durchführt und die seit diesem Jahr auf der Plattform Eye_land zu finden sind. Informationen zur geplanten Veranstaltung mit der Gesellschaft für Humanistische Fotografie gibt es ab Herbst 2018 auf der Website der Bundesakademie.

 

Einblick in die Ausstellung »Where Love is Illegal« von Robin Hammond

Auf dem Heimweg von einem Jazzkonzert nahmen »O« und »D« sich auf der Rolltreppe bei der Hand und küssten sich. Als sie aus dem Bahnhof kamen, fühlte »O.« plötzlich einen Atem im Nacken.‚Scheiß-Lesben’ schrie der Fremde, drehte sich um und schlug »D.« ins Gesicht. »O.« versuchte, sie zu verteidigen, bekam aber ebenfalls einen Schlag ins Gesicht und rief: »Wir sind bloß Schwestern!« Er antwortete: »Lüg nicht, ich habe gesehen, wie ihr euch geküsst habt, und ihr verbreitet LGBTI-Propaganda.« Die Bemerkung bezog sich auf das kürzlich in Russland verabschiedete Gesetz gegen Homosexuellen-Propaganda unter Minderjährigen. Er trat und schlug weiter auf die beiden ein. Die ganze Zeit filmte sein Kollege mit dem Handy. »O.« sagt: »Ich hatte eigentlich weniger Angst um mich selbst als um meine Liebste. Die Angst packte mich in dem Moment, als mir klar wurde, dass ich nichts tun konnte, um sie zu beschützen. In Russland ist es jetzt gefährlich für uns, Händchen zu halten. Aber wenn die Angreifer zum Ziel hatten uns auseinanderzubringen, dann sind sie gescheitert. Stattdessen haben Sie unsere Beziehung stärker gemacht.«
 

Die 24jährige Transfrau Jessy wurde in einem palästinensischen Flüchtlingscamp im Libanon geboren. »Mein ganzes Leben lang hat mich die Gesellschaft unmenschlich behandelt. Je älter ich wurde, umso schlimmer wurde es, vor allem auf der Arbeit und auf der Universität. Als ich klein war, sahen meine Eltern, wie ich mit einer Barbie-Puppe spielte. Sie schlugen mich. Als ich 6 oder 7 Jahre alt war, saß ich, wenn meine Eltern fort waren, vor dem Spiegel und schminkte mich wie meine Mutter. Manchmal erwischte meine Familie mich – dann beschimpften sie mich oder schlugen mich.« Schon von klein auf wurde Jessy Opfer von sexuellem Missbrauch. »Mein Onkel vergewaltigte mich, als ich 11 Jahre alt war und sagte mir, ich solle niemandem etwas davon erzählen. Er war stärker und zwang mich, es gegen meinen Willen zu tun. Ich war niedergeschlagen. Ich fühlte mich zerstört. Ich konnte niemandem davon erzählen, weil niemand mir geglaubt hätte, denn er war ein sehr religiöser Mensch.«

Jessy nimmt seit einem Jahr Hormone. Sie muss sie privat bezahlen, da sie nicht vom UN- Flüchtlingsrat übernommen werden, der nur ärztliche Nothilfe abdeckt. Sie lebt nun bei ihrer Mutter, die sich vor sechs Monaten von ihrem Vater getrennt hat. Ende 2014 ging ihr Vater auf Jessy los. »Es war früh morgens, ich lag noch im Bett, da platzt mein Vater ins Zimmer und brüllt mich an ‚du hast unsere Würde zerstört und unsere Ehre’. Während er sprach, schlug er mit einem Besen auf mich ein. Ich begann zu schreien, und die Nachbarn liefen herbei. Er verließ mein Zimmer, kam aber gleich darauf mit einem Messer zurück. Die Nachbarn schrien ‘Töte sie und befreie die Menschheit von ihr. Solche Menschen brauchen wir hier nicht!’ Ich versuchte zu fliehen. Ich dachte, dass mir irgendwer helfen würde. Doch sie waren alle gegen mich.«
 

Der 47jährige Transmann Mitch Yusmar, gemeinsam mit seiner 39jährigen Partnerin Lalita Abdullah, mit der er seit 17 Jahren zusammenlebt, und ihren Adoptivkindern, Izzy (9 Jahre) und Daniya (3 Jahre) in ihrem Zuhause in der Nähe von Kuala Lumpur, Malaysia. Mitch ist Senior Manager bei Seed, einer NGO, die sich um Obdachlose in Kuala Lumpur kümmert. Lalita ist Regional Learning und Development Managerin bei einer Öl- und Gasfirma. Ihre Beziehung wird vor dem Gesetz nicht anerkannt, und sie leben in der Angst, dass ihre Familie auseinandergerissen werden könnte, sollte Lalita je etwas passieren, denn nur sie wird vor dem Gesetz als Elternteil für die Kinder anerkannt.
 

Der 37jährige Waild (rechts) und der 26jährige Abdesattar (links) sind seit fünf Jahren zusammen. Wegen der feindseligen Einstellung gleichgeschlechtlichen Paaren gegenüber in ihrer Gegend und der Gesetze, nach denen einverständliche sexuelle Handlungen zwischen Menschen gleichen Geschlechts Straftaten sind, halten sie ihre Beziehung geheim. »Wir sind von hier nach dort gezogen, haben unsere Familie und unsere Freunde belogen. Wir mussten uns verstellen und so tun, als wären wir jemand anderer. Wir lieben uns, und wir werden uns niemals im Stich lassen. Egal, was passiert.«

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