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Nachruf

Klaus Hoffmann ist am 14. November 2023 gestorben.

Klaus Hoffmann war seit 1998 stellvertretender Vorsitzender sowie in einer Amtsperiode – alternierend mit Dietrich Burggraf – auch Vorsitzender des Trägervereins der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel e.V. Er begleitete die Bundesakademie, damals zunächst unter Leitung von Dr. Karl Ermert und seinem Team, über vier Wahlperioden sechszehn Jahre lang.
Bei seinem Ausscheiden 2014 hat ihm die Bundesakademie für Kulturelle Bildung dann unter Leitung von Prof. Dr. Vanessa Reinwand-Weiss für seine langjährigen ehrenamtlichen Verdienste die »Ehrenbürgerschaft der Akademie« verliehen.

Klaus Hoffmann haben wir als konstruktiven, ruhig-ausgleichenden, loyalen Kollegen erlebt, der seine ausgewiesene kulturpolitische und kulturpädagogische Kompetenz in den Dienst der Akademie gestellt hat.

Bereits früh hatte er als Leiter der Medienstelle der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers kulturpolitische Themen für die evangelische Kirche erschlossen und mit weitem Horizont profiliert. Sowohl die kulturpädagogische Beratung der Gemeinden als auch das Künstler_innentreffen am Aschermittwoch in der Markuskirche Hannover gingen auf seine Initiative zurück, ebenso wie publikumswirksame Theatertreffen und ökumenische Begegnungen. Die Medienstelle, welch »Understatement«, war in der 1980er und 1990er Jahren unter seiner Leitung zu einer kulturpolitisch relevanten Netzwerkpartnerin für den Themenhorizont »Kirche und Kultur« geworden. Für seine vielfältigen kulturpolitischen Initiativen, für erfolgreiche Verbandsarbeit in der BAG Spiel und Theater und eine Vielzahl von medien- und theaterpädagogischen Fach-Veröffentlichungen wurde Klaus Hoffmann 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Aus der Verbandsarbeit des Literaturrates Niedersachsen, aber vor allem auch verbandlich im Theaterbereich engagiert, war Klaus Hoffmann in die Mitgliederversammlung der Bundesakademie delegiert worden, die wiederum ihn zum Vorstandsmitglied (regelmäßig wieder-) wählte. Nicht von ungefähr galt sein besonderes Interesse deshalb dem Fachbereich Szenisches Spiel/Theater und seiner Weiterentwicklung dieses Programmbereichs auch in der Bundesakademie.

Klaus Hoffmann vertrat einen ganzheitlichen Bildungs- und Kulturbegriff, der sich von den Künsten her definierte. Er trat für künstlerischen Eigensinn und kulturelles Qualitätsbewusstsein in besonderer Weise ein. Den Moden des Feuilletons oder der neoliberalen Marktradikalität, die wie in alle Lebensbereiche seit den 1980er Jahren auch in die Kulturpolitik eindrang und sich zeitweise zur Hegemonie verdichtete, widersprach er vehement. »Kulturelle Bildung« und »Kultur für alle« waren ihm gleichermaßen Bürger_innenrecht und Daseinsvorsorge. Die öffentliche Aufgabe der Förderung kultureller Bildung war ihm ein Herzensanliegen. Sie immer wieder neu einzufordern, war Ausdruck seines demokratischen Selbstverständnisses. In diesen Fragen war er kompromisslos, der Kulturbürger Hoffmann, und auf seine Weise erfrischend konservativ, eine Zuschreibung, die er sicher nicht ohne Widerspruch, streitbar in der Sache, wie er war, hingenommen hätte.

Klaus Hoffmann sah sich als Mutmacher. Und, wie Karl Ermert ihn in einer Laudatio zum 80. Geburtstag charakterisierte, als Ermöglicher. Es ging Klaus Hoffmann um die Menschen und um produktive Orte und Institutionen des kulturellen Schaffens. Doch auch an ihm gingen die Zeitläufte nicht spurlos vorbei. Der Kampf um die materielle Absicherung kultureller Projekte belastete ihn erkennbar. Die Erfolge freilich bestätigten den auch im hohen Alter noch kulturpolitisch Aktiven, möglichst viele – auch transnational weit über Deutschland hinaus – zum kulturellen Schaffen zu ermutigen: Nicht zuletzt als Gründer und künstlerischer Leiter des internationalen Festivals »SCENA – Theater und Religion« in Hannover.

Mit seiner umfassenden, aber unaufdringlichen kulturpolitischen Kompetenz und seinem ausgeprägten Verständnis für die Herausforderungen des kulturpädagogischen Handelns, mit seiner Kollegialität und der Fähigkeit, in überzeugender Weise junge Kulturschaffende zu ermutigen, hat er sich um die Bundesakademie verdient gemacht. 

Klaus Hoffmann war ein Kulturpädagoge im umfassenden Sinn. Er fehlt uns.

Dietrich Burggraf
und mit ihm der amtierende Vorstand sowie das gesamte Team der Bundesakademie

 

 

 

 

 

 

 

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