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Diversität – was hat das mit mir zu tun?

Das Thema Diversität ist mittlerweile im Mainstream angekommen. In den Medien und vor allem auch den sozialen Netzwerken wird viel darüber diskutiert und teilweise auch gestritten. Für die Bundesakademie ist Diversität natürlich nichts Neues: Zahlreiche Seminare und Tagungen belegen dies. Trotzdem hat sich die Akademie einen Fortbildungstag dazu »gegönnt«, um das gesamte Team nochmals zu sensibilisieren und zu reflektieren, was Diversität mit dem eigenen Leben und der eigenen Persönlichkeit zu tun hat.  Geleitet wurde der Workshop von Nurten Karakaş, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Bildungsintegration, Diversity und Demokratie in Migrationsgesellschaften an der Stiftungsuniversität Hildesheim arbeitet. Am Rande der Fortbildung beantwortete sie Fragen für unseren Blog.

Frau Karakaş warum ist Diversität wichtig? Und warum kommt der Begriff gerade jetzt auf die Agenda?
Ganz einfach gesagt ist Diversität wichtig, um eine gerechtere Gesellschaft zu erreichen, die ihre Potentiale und Kreativität bestmöglich nutzt und in der Zugangsbarrieren zu gesellschaftlichen Ressourcen nicht von Merkmalen wie z.B. Geschlecht, Herkunft o.ä. abhängig sind.
Die Wurzeln der Diversitätsbewegung liegen zum einen in der Civil-Rights-Bewegung in den USA der 1960er Jahre, aber auch feministische Perspektiven haben Einfluss gehabt auf die Entwicklung einer Diversitätsdiskussion und später intersektionale Ansätze. In Deutschland schaffte es das Thema durch Globalisierung und Internationalisierung in den 1980er/90ern auf die Agenda – damals aber noch als Nischenthema. Mainstream wurde es jetzt durch eine Vielzahl von Gründen z.B. den Postkolonialismus und die zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft sowie das Eingeständnis, eine Einwanderungsgesellschaft zu sein. Eine wichtige Rolle spielt auch die Tastsache, dass benachteiligte Gruppen ihre Situation nicht mehr einfach so hinnehmen. Sie fordern ihre Rechte ein und haben mit den neuen Medien auch einen Kanal, um eine größere Öffentlichkeit zu erreichen.
Zudem wird das Thema jetzt auch politisch unterstützt, z.B. indem Studien mit Forschungsgeldern gefördert werden oder europäische Projekte teils nach Diversitätskriterien vergeben werden.

Um was ging es heute?
Mir ist es in meinen Fortbildungen wichtig, den theoretischen Begriff »Diversität« in die Praxis umzusetzen und aufzuzeigen »Was hat das mit mir zu tun?« Deswegen haben wir heute daran gearbeitet, dass sich jede_r Einzelne zunächst selbst als Vielfalt wahrnimmt, dann die Gemeinsamkeiten und Unterschiede innerhalb der eigenen  Gruppe reflektiert und daraus ein Bewusstsein für die eigenen Privilegien und die eigene gesellschaftliche Positionierung ableitet und wie man bewusst damit umgeht.

Was sollten die Teilnehmer_innen aus dem Workshop mitnehmen?
Mich würde es freuen, wenn sie zukünftig im Sinne eines Powersharings im Alltag nach Möglichkeiten zur Umsetzung suchen und z.B. bei der Besetzung von neuen Stellen oder bei der Suche nach Expert_innen auch Menschen einladen, die sie sonst nicht berücksichtigen würden. Dabei sollen sie nicht als Expert_innen für das Anderssein oder als »Betroffenheitsexpert_in« zu Wort kommen, sondern als Expert_in ihrer Profession. Ein_e Rollstuhlfahrer_in, der oder die vielleicht Softwareexpert_in ist, sollte nicht nur auf einer Tagung über Inklusion sprechen, sondern auch auf einer Tagung über Programmierung. Bei der Suche nach Referent_innen oder Podiumsteilnehmer_innen kann gezielt nach Vielfaltskategorien akquiriert werden.

Powersharing heißt ja auch: Das Teilen von Macht. Gibt es zum Zusammenhang zwischen Diversität und Macht wissenschaftliche Studien?
Ja, es gibt sehr viele Untersuchungen und Studien dazu, denn Privilegien und vor allem der Erhalt von Privilegien haben immer mit Macht zu tun. Man muss sich nur selbst mal fragen, wessen Stimme in der Gesellschaft gehört wird oder wer die Regeln bestimmt, dann leuchtet sofort ein, dass es einen Zusammenhang zwischen Diversität und Verteilung von Macht gibt.
Wer sich damit ausführlicher beschäftigen will, kann z.B. auf Untersuchungen von Katharina Walgenbach oder Viola Georgi zurückgreifen. Zum Einlesen ist Karima Benbrahim super, weil sie ein paar kurze und anschauliche Artikel hat. Das Thema ist mittlerweile so ausdifferenziert, dass es zu speziellen Feldern, wie etwa Museen, Schulen, Unternehmen viele Veröffentlichungen und Umsetzungsbeispiele gibt.

Wie ist dieses Thema zu Ihnen gekommen?
Ich war schon immer sensibel gegenüber gesellschaftlichen Ungleichheiten. Dann kommt man um dieses Thema nicht herum. So bin ich um die Jahrtausendwende auf Diversität gestoßen und wusste sofort: »Das ist mein Thema«. Ich habe dann Fortbildungen dazu besucht, mich spezialisiert und sehe mich jetzt als Multiplikatorin, die ihr Wissen weitergibt, um die Gesellschaft ein bisschen gerechter zu machen. Ich würde schon sagen, dass dies ein Herzensthema für mich ist. Außerdem ist es so, dass Menschen, die anders wahrgenommen werden, auch eher darauf stoßen. Daher legt es meine Biografie nahe. Ich möchte aber nicht darauf reduziert werden.


Organisiert wurde die Fortbildung vom Betriebsrat und der Diversitäts-AG der Bundesakademie, finanziert wurde sie im Rahmen des Programms Vielfaltscheck von DeutschPlus durch die Robert Bosch Stiftung.

 

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