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Der Wortweise

Franz Mon in der Manege der Bundesakademie

Nie vergessen werde ich Franz Mon und die Tauben. Bei unserem »Kultur Choque Circus« beschäftigten ihn diese Vögel sprachlich in seiner »Werkstatt für experimentelle Literatur« und elementar physisch unter dem Zirkuszelt auf Wolfenbüttels Schlossplatz.

So ungewöhnlich die Taubennummer, so unfassbar originell auch der Künstler, der all das möglich machte. Franz Mon war gleichermaßen vertraut mit konkreter Poesie sowie den verschiedensten Spielarten akustischer und bildender Kunst. Ihn interessierten lebenslänglich jene »Wörter voller Worte«, die er bei jedem Aufeinandertreffen so neu und begeistert ansah, als würde er ihnen zum ersten Mal begegnen. Beispiele gefällig? Ich sag nur »Ameisensülze«, »Gurkenauge« oder »Krawattenimplantat«.

Vor über 25 Jahren habe ich Franz Mon kennen gelernt, als ich den Sprachartisten für ein Lexikon vorläufig verewigen sollte. Vom ersten fernmündlichen Kontakt war der Weg ein kurzer bis zum Händeschütteln auf einer Frankfurter Buchmesse und Werkstätten an der Bundesakademie. Wir jonglierten in Wolfenbüttel mit Wörtern, übten das Prinzip Collage oder beschäftigten uns mit den wortschöpferischen Verfahren eines Literaturkollegen in »Ja; wie Jandl«.

Auch nachdem Franz Mon nicht mehr als Dozent in Akademiewerkstätten wirkte, telefonierten wir regelmäßig. Meist im Januar tauschten wir uns darüber aus, was die vergangenen zwölf Monate gelaufen war in Frankfurt am Main, in Wolfenbüttel und der restlichen Welt. Bei unserem letzten Gespräch vor einigen Wochen verriet mir Franz Mon, dass es um seine Gesundheit nicht mehr blendend bestellt sei. Mit 95 Jahren nicht ungewöhnlich, sagte er, seine regelmäßigen Runden in altersgerechtem Tempo drehe er natürlich trotzdem, Training muss sein.

Als ich einige Zeit später im Deutschlandfunk hörte, dass Franz Mon gestorben ist, konnte ich nicht fassen, nie mehr mit diesem Wortweisen sprechen zu dürfen. Geschätzt habe ich Franz Mon als Sprachmagier, der meine Arbeit nicht nur an der Akademie erleuchtet hat. Tod hin, Tod her – für mich bleibt Franz Mon unsterblich.

Olaf Kutzmutz

 

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