Ausblick auf 2019
Jedes Jahr am 1. Oktober geht das Programm für das kommende Jahr online. Dann wetteifern die Kolleg_innen: In welchem Programmbereich geht wohl die erste Anmeldung ein?
Die Leitenden der sechs Programmbereiche haben auch für 2019 wieder ein tolles Programm zusammengestellt, das regelmäßig durch weitere Veranstaltungen ergänzt wird. Schauen Sie vorbei!
Worauf freuen Sie sich im Jahresprogramm 2019 besonders? Welche Themen stehen in Ihrem Programmbereich auf der Agenda?
Sarah Kuschel, Bildende Kunst
Ich freue mich auf inspirierende Seminare mit neuen Dozentinnen und Dozenten: Im Seminar mit Luise Schröder »Remember« wird es um die künstlerische Auseinandersetzung mit Erinnerungsorten und Denkmalen gehen, mit Fiona McGovern rücken »Ethiken des Kuratierens« im Hinblick auf Kategorien wie gender, race und class in den Fokus und gemeinsam mit Stephanie Reiterer und Jan Weber-Ebnet betreten wir mit »FreiRäume(n)!« das Feld der Baukulturellen Bildung.
Das Fachtreffen »Visible« setzt sich mit Potenzialen von Fotoprojekten für eine diverser werdende Gesellschaft auseinander, während das Tagesseminar »Bildrecht« gleich im Januar rechtliche Fragen zum Umgang mit Bildern aufgreift. Die Klausurwoche im Sommer wiederum bietet neue Impulse für künstlerisches Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Malerei und Installation und in die Geheimnisse der Buchillustration führt Aljoscha Blau ein – und damit ist nur ein Ausschnitt des neuen Programms skizziert!
Birte Werner, Darstellende Künste
Seit Jahren wollte ich TRICKSTER-P als Dozent_innen einladen - im Februar 2019 sind sie hier: Trickster-p lädt in fantastische, poetische Installationen ein, in denen Raum, Klang, Objekte und Licht zu Darstellern werden. Sie werden ihren Workshop rund um einen Märchenstoff gestalten.
Mich freut sehr, dass die Reihe »Gameplay@stage« so erfolgreich ist, dass wir sie ab Februar zum dritten Mal anbieten können: In den Workshops geht es darum, welche neuen künstlerischen Formen an der Schnittstelle zwischen Games und Bühne entstehen, welche Erfahrungs- und Handlungsräume sich eröffnen und auch darum, warum das Thema aus pädagogischer und politischer Perspektive so spannend ist (#Teilhabe #politische Bildung).
Für Juni bereiten wir das Fachtreffen »Verhandlungen des Politischen im Theater« vor. Der Anlass dafür ist keiner, über den man sich freuen kann. Nichts desto trotz, das Thema ist eine spannende Herausforderung und steht auf meiner Agenda ganz oben: Viele (Theater)Künstler_innen fragen sich gerade, ob es nicht an der Zeit ist, Position zu beziehen und unmittelbar politisch zu agieren. Was genau heißt das? Wie erreicht man andere Menschen als das Publikum, das einem weltanschaulich sowieso schon nahesteht? Wo verlaufen die Grenzen zwischen politischem Engagement in den Künsten einerseits und Indoktrination, Predigt oder Agitprop andererseits? Brauchen wir mehr Konflikte oder mehr Utopien?
Vor den Sommerferien steht die Werkstatt »Chorisches Arbeiten mit Gruppen« auf dem Programm: Die Energie und Motivation, die in großen Theatergruppen mit nichtprofessionellen Spieler_innen oft herrscht, »schreit« geradezu nach einer Umsetzung in chorischen Formen – in Sprache, aber auch in Bewegung auf der Bühne.
Und danach freue ich mich auf das Programm der zweiten Jahreshälfte!
Andrea Ehlert, Kulturmanagement, -wissenschaft, -politik
Für mich ist die Fortsetzung der Methodentagung, die 2017 so erfolgreich war: »Anzetteln - Was kommt eigentlich nach Fishbowl und Worldcafé« das reinste Vergnügen. Schon mal vormerken! Vol. 2 findet vom 27. bis 28. Juni 2019 statt. Zusammen mit dem Pavillon Hannover und der LAGS Niedersachsen wollen Birte Werner und ich eine Bühne bieten für neue partizipative Methoden, Ansätze, Ideen in der Kunst- und Kulturvermittlung. Ein weiteres Highlight ist für mich die Reihe der Veranstaltungen für das 360° Programm der Kulturstiftung des Bundes, die wir 2019 und auch in den folgenden Jahren umsetzen werden.
Olaf Kutzmutz, Literatur
Im nächsten Jahr freue ich mich sehr auf den Besuch zweier Autoren, die beide autobiografisch schreiben: Felicitas Hoppe, Georg-Büchner-Preis-Trägerin, und Ijoma Mangold, Literaturchef der ZEIT. Beide nähern sich dem eigenen Leben und Erleben in ganz unterschiedlicher Weise und eröffnen damit ein breites Spektrum für unsere Werkstätten. Ijoma Mangold arbeitet in seiner Autobiografie »Das deutsche Krokodil« zwar nah an den Fakten, macht daraus aber geradezu den Roman seines Lebens. Felicitas Hoppe dagegen lässt die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion völlig verschwimmen – ich denke da zum Beispiel an ihren Roman »Hoppe«.
Andreas Grünewald Steiger, Museum
Keine Frage: Sehr gespannt bin ich auf unsere Qualifizierungsreihe mit dem Titel »Spielt doch! Das Spiel als Möglichkeit und Methode museumspädagogischer Vermittlung« Dabei geht es in vier Modulen in erster Linie um die Frage, ob der Homo ludens ein Mensch, der spielt, oder erst zu einem solchen wird, wenn er spielt? Dabei wird es weniger um die klassischen Spielformen gehen, die wir aus Museen üblicherweise kennen (Rätselrallye, Suchspiele, historische Verkleidungsformate etc.), sondern um zeitgemäße, kreative und poetische Zugänge. So werden wir uns damit beschäftigen, inwieweit digitale Formate nutzbar sind (»Gamification«); wie sich das urbane Umfeld eines Museums und aktuelle gesellschaftliche ,Fragestellungen methodisch mit dem Ort Museum verknüpfen lassen (»Gesellschafts-Spiele«); wir fragen weiter, ob denn auch die Dinge schauspielern und werden sehr praktisch »Das Spiel mit den Dingen« erproben, nicht zuletzt geht es dann natürlich auch um szenisches Spiel und Improvisationstheater (»Mach mir eine Szene«). Dann gäbe es da noch die vielfältigen Kooperationen, etwa mit dem Bundesverband Museumspädagogik, den Kolleg_innen aus der Schweiz, der Hochschule in Leipzig, dem Deutschen Museumsbund und, und, und… Im Prinzip aber freue ich mich eben auf alles
Kerstin Hädrich, Musik
Ich freue mich besonders auf eine neue Qualifizierung im musikvermittlerisch szenischen Bereich, an der ich gerade noch plane und die wir voraussichtlich zusammen mit dem netzwerk junge ohren durchführen werden. Musikvermittlungsfortbildungen gibt’s schon? Ja, stimmt, aber meist werden sie für Musikvermittler_innen an Opern- oder Konzerthäusern oder bei großen Orchestern gedacht. Viele Adressat_innen trauen sich aber nicht über deren Schwelle. Ich wünsche mir, dass Musikvermittlungsangebote vermehrt auch in ihrer Nähe entwickelt werden: in Stadtteilzentren, schulischen Ganztags- und Projektangeboten, im Verein, der Kindertagesstätte oder dem Senior_innentreff um die Ecke. Und zwar nicht nur als Gastspiel der genannten Kulturinstitutionen, sondern mit und von den Akteur_innen vor Ort.
Außerdem freue ich mich, dass wir den Teilnehmenden unseres Klassischen B-Kurses künftig Spezialisierungsangebote machen können: im Sommer werden wir das Haus voll mit Chormusikangeboten haben und je eine Vertiefungswoche in den Bereichen Senior_innen-, Kinder- und Popchorleitung haben. Und wenn der Sommer fast vorbei ist, findet die Prüfungsphase des aktuellen B-Kurses Jazz- & Popchorleitung statt. Das sind immer sehr besondere Tage und die Entwicklung der Teilnehmenden nach der zweijährigen Weiterbildung noch einmal ganz konzentriert zu sehen und zu hören ist großartig.
Ja, und natürlich wird es wieder eine Reihe von Seminaren und Workshops zu verschiedenen Themen geben. Ich freue mich, bekannte Dozent_innen wiederzusehen und die Arbeit neuer kennenzulernen.
Welchen Herausforderungen begegnen Sie im Tagesgeschäft der Bundesakademie?
bk, Sarah Kuschel: Die aktuell relevanten Themen sind zahlreich, die Ausdrucksformen der (zeitgenössischen) Bildenden Kunst vielfältig und ein Programm kann nur punktuelle Schwerpunkte setzen. Das ist eine ständige Herausforderung, denn die Ideen sind zahlreicher als Zeit- und Schlossräume sie zu realisieren.
dk, Birte Werner: Viele Veranstaltungen entstehen in Kooperation mit Kolleg_innen außerhalb der Akademie, wir arbeiten mit zahlreichen Fachverbänden zusammen. Unser Belegungsplan platz jedes Jahr wieder aus allen Nähten - so soll das sein! Die Termine abzustimmen, das ist eine echte Herausforderung und wahre Geduldsprobe. Für 2019 hat sich fast alles glücklich gefügt.
Ein paar Veranstaltungen haben aber keinen Raum bekommen können. Im Wortsinne, also keine freien Arbeitsräume bei uns, weil das Haus anderweitig bespielt sein wird. Aber auch im übertragenen Sinne: Keinen ausreichenden finanziellen Raum, um stattfinden zu können. Das ist meine zweite große Herausforderung: Wo kommt das Geld her? Wie lassen sich erfolgreiche Angebote verstetigen, wenn Projektförderung dem entgegensteht? Wie lassen sich unsere Veranstaltungen so gestalten, dass sie weiterhin für möglichst alle, die daran teilnehmen möchten, auch bezahlbar sind?
ku, Andrea Ehlert: Es gibt mehr Ideen und mehr Bedarfe und Bedürfnisse als sich in Workshops umsetzen ließe. Die Herausforderung ist es, eine gute Balance zu finden. Und darüber hinaus: »A self that goes on changing is a self that goes on living.« Virginia Woolf
lit, Olaf Kutzmutz: Aktuell zu bleiben, ist manchmal eine große Herausforderung. Jedoch nicht im Sinne einer Aktualität, die identisch ist mit »Digitalität« oder »Netz«. Für mich bedeutet »aktuell« immer der Bezug auf Schrift und Schriftlichkeit - in welcher Form auch immer, egal, ob im Ebook-Reader, im Netz oder auf dem Papier. Natürlich verändert das technische Medium die Botschaft, dennoch geht es mir aber mehr um die analogen und digitalen Schreibprozesse.
mm, Andreas Grünewald: Früher, jetzt und wohl auch in Zukunft immer wieder die Überzeugungsarbeit in Richtung Politik und öffentlicher Verwaltung, dass Kultur zwar ökonomisch gedacht, aber niemals als profitgenerierendes Unternehmen angelegt sein kann. Wenn Kultur zum bloßen Marketing wird, bleibt sie im oberflächlichen Event stecken. Als weitere Herausforderung sehe ich in allen Kultursparten eine allgemein zunehmende kurzfristige Projektorientierung zulasten der Entwicklung von langfristigen, damit sehr viel nachhaltiger wirkenden Programmen.
mu, Kerstin Hädrich: Eine Herausforderung sehe ich immer wieder darin, die Waage zwischen den Interessen und Möglichkeiten der Teilnehmenden und den jeweiligen Finanzierungsmöglichkeiten zu finden.
Vor allem im Programmbereich Musik gibt es viele mehrgliedrige Qualifizierungsreihen, die mit einem hohen Zeit- und eben auch Kostenaufwand verbunden sind. Dabei sind viele unserer Teilnehmer_innen freischaffend und es ist nicht immer einfach, allen Interessent_innen eine Teilnahme zu ermöglichen.
Darüber hinaus finde ich die zunehmende Projektorientierung bisweilen sehr schwierig. Projekten ist immanent, dass sie ein Anfang und ein Ende haben und das ist dann meistens auch zeitlich klar definiert. Künstlerisches Wirken und Kulturelle BiIdung erfordern aber Prozesse, denen manchmal einfach mehr Raum gegeben werden müsste.
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