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3 Fragen an Peter Burschel

Er ist Herr der Bücher und Nachbar der Bundesakademie. Direkt neben dem Schloss Wolfenbüttel arbeitet Peter Burschel seit 2016 als Direktor der Herzog August Bibliothek. Burschel bezeichnet sich selbst als »Hardcore-Historiker«, und dazu passt sein zweiter Beruf an der Universität Göttingen. Dort hat er einen Lehrstuhl für Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit inne. Trotz der intensiven Aufgaben an zwei Orten ist Burschel ein Mann, der Ruhe ausstrahlt und von sich überzeugend sagt, dass er fasziniert ist wie am ersten Tag, wenn es um Wissenschaft, um Bücher und Bibliotheken geht.

Was Burschel derzeit am meisten bewegt? Der Umbau der Herzog August Bibliothek nebst Weiterentwicklung des Digitalen, die Schlossplatzgestaltung sowie die Herausforderung, dem Beruf an mehreren Orten gerecht zu werden.

Bei seinem Rundgang durch das Schloss machte sich Peter Burschel vertraut mit der Akademie und dachte über die Berührungspunkte beider Institutionen nach. Am Rande seines Besuchs stellte ihm Olaf Kutzmutz drei Fragen.

 

Ihr liebstes Buch aus der Herzog August Bibliothek?

Mir gefällt eine Gattung besonders: die sogenannten »durchschossenen Bücher«. In diese Bücher des 17./18. Jahrhunderts sind weiße Seiten eingelassen. Die Idee dabei: Bücher als Aktivposten zu verstehen, sie nicht nur zu lesen, sondern sie weiterzuschreiben. Das passt zum Bild von Büchern in der Frühen Neuzeit, die als etwas Lebendiges gesehen wurden, das erst durch den Gebrauch seine Bestimmung erlangt. Und wenn beispielsweise ein Prominenter solche weißen Seiten mit Notizen beschrieben hat, ist der Wert der entsprechenden Bücher enorm gestiegen.

 

Wenn Sie sich für eines von beiden entscheiden müssten: Lesen oder Schreiben?

Ich müsste mich fürs Lesen entscheiden, weil ich ohne Lesen nicht schreiben kann. Man merkt daran, dass ich ein etwas verbildeter Akademiker und kein Schriftsteller bin, der lediglich ein weißes Blatt Papier und einen Bleistift braucht.

 

Lehrstuhl in Göttingen und zugleich Direktor der Herzog August Bibliothek –
ist das mehr Spagat oder Synergie?

Es sollte Synergie sein. Das ist Hintergrund dieser Konstruktion und vom Ministerium auch so gewünscht. Ich bin jedoch noch nicht so weit, sagen zu können, dass es klappt. Aus diesem Grunde eher ein bisweilen schmerzhafter Spagat. Das hat zum Teil ganz triviale Gründe: Wer in Göttingen studiert, bekommt ein Semester-Ticket, das jedoch die Fahrt mit IC und ICE ausschließt. Wenn die Studenten also nach Wolfenbüttel fahren möchten, sind sie pro Strecke mit den Regionalbahnen rund drei Stunden unterwegs. Allein das macht die Idee, Seminare wöchentlich oder zumindest zweiwöchentlich in Wolfenbüttel stattfinden zu lassen, recht utopisch. Und das alles bei weniger Freiräumen im Studium durch eine wesentlich stärkere Modularisierung. Meine Hoffnung ist, dass ich Ihnen vielleicht in zwei Jahren eine andere Antwort geben kann. 

 

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