Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

3 Fragen an Klaus Ungerer

Er spitzt gern zu als Journalist und Schriftsteller. Klaus Ungerer reportiert, erfindet und stellt in seinen Texten Bekanntes in ein neues, ein gegenwärtiges Licht. Das zeigte er als Textchef beim »Freitag«, bei »Spiegel Online« und der »FAZ«. Und bei all dem literarisch-journalistischen Tun folgt er seinem Lebensmotto, das er den Bremer Stadtmusikanten verdankt: »Etwas Besseres als den Tod findest du überall«. Wer mehr über Leben und Werk erfahren möchte, besuche klausungerer.wordpress.com und editionschelf.wordpress.com.

An der Bundesakademie war Ungerer vor gut zwanzig Jahren als Teilnehmer eines Hörspiel-Seminars undercover für die »FAZ« unterwegs – und kurz danach schon leitete er im September 2021 die Werkstatt »Witz und Widerspruch«, seine allererste als Dozent. Am Rande dieser »Werkstatt für Satire, Glosse, Groteske« stellte ihm Olaf Kutzmutz drei Fragen.

Was fordert momentan Deine meiste Energie?

Als freier Autor: das pure Überleben. Das Zeitungsbusiness stirbt so vor sich hin, den Verlagen geht auch die Muffe – da ist es nicht immer so einfach, vernünftige Aufträge zu bekommen und angemessene Honorare. Es ist ein ständiger Kampf. Bei mir kommt erschwerend hinzu, dass ich Fan von Hertha BSC bin. Die Wochenenden sind also ein zusätzlicher Quell von Stress und Frustration ...

Du hast ein Literatur-Recherchestipendium bekommen, was machst Du damit?

Ja, das ist erst mal toll. Man kann längerfristige Projekte mit etwas mehr Seelenruhe anschieben. Mittelfristig entwickle ich meinen nächsten Roman – eine Geschichte, die vom Verschwinden handelt, von der Auflösung der Hauptfigur in Literatur. Der Erzähler ist Journalist bei einer Rotterdamer Tageszeitung, die schon bessere Zeiten erlebt hat. Sie wollen ihn loswerden und schieben ihn in einen Raum im Keller ab. Dort stößt er auf die Hinterlassenschaften des verschollenen Dichters Shotton Kongmooi, der eines Tages die Fähre von Rotterdam nach Hull bestiegen hat und nie wieder gesehen wurde.
Kurzfristig, und das macht großen Spaß, treibe ich die Buchreihe voran, die ich mit dem hoch geschätzten Kollegen Andreas Baum gegründet habe: edition schelf. Wir wollen dem geschätzten Format der Novelle wieder zu Ehren verhelfen, mit eigenen Werken und denen anderer Kolleginnen und Kollegen.

Was bereust Du als Journalist oder Schriftsteller?

Als Journalist, ganz klar: Ich hätte von Beginn meiner Laufbahn an strategisch sämtliche Partys und Smalltalks wahrnehmen sollen, die sich so anboten. Wenn man davon leben will, ist Talent das Eine. Das Netzwerken ist aber mindestens genauso wichtig. Als Schriftsteller: Bereuen ist ein großes Wort. Bei manchen Büchern hätte ich mehr darauf achten sollen, wie sie aufgemacht, wie sie vermarktet werden. Bei einem Verlag ist dein Buch eines unter vielen, und die übernächste Saison steht schon vor der Tür. Ich war da oft zu genügsam, nach dem Motto: Ich mache euch einen guten Text, also werdet ihr ja wohl die PR so gut wie möglich machen. In Wahrheit haben die aber viel um die Ohren, und auch im Verlag versteht nicht unbedingt jeder, was ein Buch ausmacht und wie es sich am besten verkaufen ließe.
 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Schreibe einen neuen Kommentar

Weitere Beiträge im Blog

zurück zum Blog