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3 Fragen an Anton G. Leitner

Als junger Mann hat er Verkehrssünder angeklagt. Damals machte Anton G. Leitner am Oberlandesgericht München erste Gehversuche als Jurist. Seine Berufung fand er jedoch als Schriftsteller, Literaturveranstalter und Verleger. Seit 1993 erscheint Leitners »Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik« unter dem programmatischen Titel »Das Gedicht«. Gäbe es einen bunten Hund der Lyrik, dann müsste er so sein wie Anton G. Leitner: auskunftsfreudig, gut vernetzt und erfüllt von der Mission, deutschsprachige Dichtung in Stadt und Erdkreis zu verbreiten. Leitner war 2015 erstmals Dozent an der Akademie und sprach über seine Erfahrungen, wie sich Gedichte besser verfassen, verbreiten und vortragen lassen. Am Rande der Lyrikwerkstatt »Dicht – Dichter – Gedicht« stellte ihm Olaf Kutzmutz drei Fragen.

 

Was bringt einen Juristen zur Lyrik?

Die Sprachpräzision. Gute Juristen formulieren knapp und verständlich, schlechte Juristen lang und unverständlich. Mich haben immer Juristen fasziniert, die komplizierte Sachverhalte in einfacher Sprache auf den Punkt bringen, ohne dabei einen ganzen Paragraphen-Rosenkranz herunterbeten zu müssen.

 

Von wem hast Du als Lyriker gelernt?

Unter anderem von Tibull, Catull und Properz, dem Dreigestirn der römischen Liebesdichtung. Aus den lateinischen Originaltexten habe ich gelernt, erotische Schärfe in Gedichte zu packen, und dass es in der Lyrik nichts gibt, was man nicht besingen dürfte.

 

Welches Gedicht empfiehlst Du bei Schreibmüdigkeit?

Bei Schreibkrisen greife ich seit über drei Jahrzehnten immer wieder gerne zu Giuseppe Ungarettis »Gedichten« in der Übersetzung von Ingeborg Bachmann (seit 1961, dem Jahr meiner Geburt, in der Bibliothek Suhrkamp lieferbar). Ungarettis frühe Lyrik zeichnet sich nicht nur durch provokante Kürze aus, sondern auch durch ein unkompliziertes, alltagstaugliches Vokabular. Sie liefert mir bis heute bei Bedarf Schreibimpulse – wie übrigens auch sein zyklisch angelegtes, poetisches Spätwerk.

 

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